Leben im Hanfhaus
Teil drei der Hanfhaus-Serie: Gerade noch rechtzeitig zu Beginn der kalten Jahreszeit ist Familie Gifaldi in ihr rundum nachhaltig gebautes Hanfhaus eingezogen – auch wenn beim Innenausbau noch einige Überraschungen auf die Hamburger Familie warteten.
Eigentlich wollte Familie Gifaldi schon in den Sommerferien in ihr Hanfhaus einziehen. „Aber dann hat es doch erst in den Herbstferien geklappt“, berichtet Birte Gifaldi. Wie wohl die meisten Häuslebauer musste auch die Hamburger Familie feststellen: Irgendetwas geht auf der Baustelle immer schief. Und wer viele Gewerke koordinieren muss, muss auch immer wieder mit Verzögerungen rechnen.
So ganz fertig ist das Haus auch jetzt noch nicht: Die Küche mit den besonders nachhaltigen Linoleum-Fronten und der Arbeitsfläche aus Mineralien und recycelten Materialien wird wohl erst nach Weihnachten fertig, ebenso das große Sitzfenster mit Blick auf den Garten.
Wohlige Wärme und bunte Farben
Weihnachtliche Gemütlichkeit ist im Hanfhaus aber trotzdem schon eingekehrt: „Unsere Erdwärmepumpe läuft einwandfrei und hält uns warm“, sagt Gordon Gifaldi, der sichtlich froh ist, dass alle größeren Arbeiten inzwischen fertiggestellt sind. Auch die Naturfarben, die das Paar mit Blick auf die speziellen Eigenschaften der Hanfbausteine und des ökologischen Kalkputzes gewählt hat, tragen zur Wohlfühlatmosphäre bei. „Die Auswahl der Farbtöne war zwar etwas kleiner als bei herkömmlichen Wandfarben, aber die Kinder haben trotzdem schöne, bunte Farben für ihre Kinderzimmer gefunden“, sagt Birte Gifaldi. Nicht nur die Kinder fühlen sich wohl, auch Birte Gifaldis Eltern, die im Obergeschoss eingezogen sind, sind mit dem barrierefreien Öko-Haus zufrieden. „Nicht ganz so umweltfreundlich ist vielleicht, dass die Kinder bei jeder Gelegenheit mit dem Aufzug zu den Großeltern hoch und runter fahren“, sagt Birte Gifaldi augenzwinkernd. Aber sie ist sich sicher: Die Begeisterung für Aufzugsfahrten werde sich mit der Zeit noch legen.
Familie Gifaldi begleiten wir seit dem Spatenstich zum Bau ihre Hauses aus Hanf.
Im ersten Teil der Serie berichten wir über die Herausforderungen beim Bau mit Hanf.
Über Putz und Innenausbau berichten wir im zweiten Teil.
Hell, bunt und wohnlich ist es geworden im Hanfhaus. Dazu tragen auch die in warmen Holztönen gehaltenen Böden aus Fischgrätparkett und Kork bei. „Vor allem der Kork hält die Wärme sehr schön, und die Holz-Optik passt sehr gut zu den Naturmaterialien, die wir für die Inneneinrichtung gewählt haben.“ Die optimalen klimatischen Eigenschaften der natürlichen Baumaterialien seien von Anfang an spürbar gewesen, sagt Birte Gifaldi: „Vor allem ist es aber einfach ein gutes Gefühl, zu wissen, dass alle Materialien, die wir verwendet haben, weitgehend biologisch abbaubar sind und keine Schadstoffe enthalten, die ein Recycling erschweren würden.“
Wenn Ecken auch mal rund werden, …
Für Gordon Gifaldi hätte die Verarbeitung der Naturwerkstoffe allerdings noch etwas detailgenauer ausfallen können: „Da die Hanfbausteine nicht ganz so klare Kanten haben wie klassische Bausteine, sind nicht alle Ecken hundertprozentig im rechten Winkel“, sagt er. Das hätte man beim Verputzen womöglich ausgleichen können – „das ist uns aber dann auch erst später aufgefallen, als wir schon mit dem Streichen angefangen hatten.“ Der Verputzer hatte schlicht noch keine Erfahrung mit dem ungewöhnlichen Baumaterial.
Die Folge: „Manche Ecken sind jetzt eher etwas rundlich.“ Eigentlich störe das nicht, „wir finden es sogar ganz schön“, sagt Birte Gifaldi. An einigen Stellen im Haus hat die Familie den Hanfbaustein sogar ganz bewusst unverputzt gelassen, damit man auch noch in einigen Jahren sehen kann, dass hier mit besonderen Materialien gebaut wurde.
Bauherren, die mit ähnlichen Naturmaterialien bauen wollen, rät Gordon Gifaldi: „Man sollte sich einen Bauleiter suchen, der ganz genau auf die einzelnen Ausbauschritte schaut, der einen Blick für Details hat und darauf achtet, dass auch beim Feinschliff auf die Besonderheiten der Materialien Rücksicht genommen wird.“ Denn als Laie habe man mögliche Probleme bei der Abstimmung der verschiedenen Gewerke nicht immer von Anfang an im Blick. „Dann ist es manchmal einfach zu spät, nochmal etwas zu ändern.“
Ein Haus mit besonderen Macken
Dank der Materialwahl gab es beim Innenausbau im Hanfhaus aber auch so manchen Vorteil. Etwa als sich herausstellte, dass die gelieferten Türen zu groß für die Türöffnungen waren. Die Handwerker konnten den Hanfbaustein in der Türöffnung einfach auf die passende Größe zurechtraspeln. „Das wäre mit herkömmlichen Bausteinen nicht so einfach möglich gewesen“, sagt Gifaldi. Jetzt passt alles perfekt - als wäre es schon immer so geplant gewesen. Und auch über die „Unikatecken“ in manchen Räumen grämt sich die Familie nicht: „Wir wissen ja bei jeder Macke und jedem kleinen Makel genau, wie er entstanden ist – das macht es dann auch zu unserem Haus.“
Im neuen Jahr stehen nun noch einige Projekte an, auf die sich die Familie freut: Die Arbeitsplatte und die ungewöhnlichen Linoleum-Fronten in der Küche etwa, die das letzte I-Tüpfelchen für den Ess- und Wohnbereich bilden werden. Und vor allem: Das große Sitzfenster mit Wandheizung, das ein Highlight im Hanfhaus werden soll. Dort wird dann ein optimaler Beobachtungsposten entstehen, um den nachhaltigen Gartenausbau im Frühjahr zu beobachten. „Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, auf eine Erdwärmepumpe zu setzen – so haben wir jetzt kein klobiges Außenstandgerät im Garten, das wir verstecken müssten.“ Die Regenwasserzisterne ist bereits angeschlossen. Und nicht nur im Garten wird im Frühjahr gesät: Auch das Dach des Hanfhauses soll begrünt werden.
Unterm Strich hat die Familie nicht bereut, sich auf das Experiment Hanfhaus eingelassen zu haben. „Wir würden es wieder genauso machen!“
14 Tonnen
CO2-Äquivalent wurden durch die Hanfbauweise langfristig gebunden und so gegenüber einem konventionell gebauten Haus gleicher Größe mehr als 30 Tonnen CO2-Äquivalent eingespart.
90 Paletten
Hanfbausteine wurden für das Hamburger Hanfhaus verbaut.
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