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„Tradition und Innovation müssen kein Widerspruch sein“

Text von Jennifer Spatz
23.06.2025
Vermögen

Philip Hitschler-Becker hat eine neue Ära beim Süßwarenhersteller hitschler eingeläutet und ist dabei zum Social-Media-Profi geworden. Der 37-Jährige träumt von einer digitalen Candy-Brand – und ist auf dem besten Weg dorthin. 

Philip Hitschler-Becker, CEO von hitschies | © Philip Hitschler-Becker, CEO von hitschies

Herr Hitschler-Becker, der Übergabeprozess verlief bei Ihnen etwas anders als bei den meisten Familienunternehmen: Nach Ihrem Großvater übernahm für sieben Jahre eine familienfremde Geschäftsführung – dann Sie. Wie verlief die Übernahme? 

Philip Hitschler-Becker: Wenn man mit 29 Jahren als Geschäftsführer in die Verantwortung für ein Familienunternehmen übernimmt, fragt man sich: Bin ich bereit dafür? Rückblickend kann ich sagen: Es hätte für mich nicht besser laufen können. Ich hatte Zeit, in Ruhe zu studieren, andere Unternehmen kennenzulernen, tief in die Lebensmittelbranche einzutauchen und echtes Marketing-Handwerk zu lernen. Als es dann ernst wurde, hatten wir einen klaren Fahrplan für die Übergabe. Kein Chaos – sondern Struktur und Vertrauen. Das hat mir Sicherheit gegeben. 

Wie haben Sie den Freiraum genutzt?

Ich weiß, dass es nicht selbstverständlich ist – aber genau deshalb schätze ich es umso mehr: Das Vertrauen, das mir unsere Mitarbeitenden, Führungskräfte und meine Familie von Anfang an entgegengebracht haben. Als ich zu hitschler kam, hatte ich eine Vision im Gepäck. Ich wollte die Marke digital denken. Jung denken. Nahbar. Von der Zielgruppe – für die Zielgruppe. Dieses Vertrauen hat mir den Rücken freigehalten, um Dinge wirklich umzudrehen. Allen voran: unsere Kommunikation. Heute sprechen wir nicht mehr über junge Menschen, sondern mit ihnen. Und was soll ich sagen: Wir kommen unserem Ziel, die digitale Candybrand zu werden, immer näher. Und ich bin stolz, dass wir es gemeinsam erreichen.

Damit eine Nachfolge rund läuft, müssen die älteren Generationen den Jungen zuhören, ihnen vertrauen und sollten nicht zu lange zögern, sie einzubinden.
Philip Hitschler-Becker, CEO von hitschies

Gab es keinerlei Vorbehalte im Unternehmen gegen den neuen, sehr anderen Kurs?

Selbstverständlich bringt eine Nachfolge immer Herausforderungen mit sich. Aber wir haben sowohl innerhalb der Familie als auch innerhalb des Unternehmens immer offen miteinander gesprochen. Haben immer auf Augenhöhe miteinander gearbeitet. Das hat Vieles möglich gemacht.

Ihr Großvater Walter Hitschler leitete das Unternehmen auch mit 88 Jahren noch. Sie waren 59 Jahre jünger bei ihrem Einstieg. Was hat das mit der Unternehmenskultur gemacht?

Mein Großvater war der klassische Vollblutunternehmer. Selbstverständlich habe ich heute eine andere Vorstellung vom gemeinsamen Arbeiten. Die frühe Übernahme hat mir und der Familie aber auch gezeigt: Man muss früh anfangen, die Kinder und Enkel einzubinden. Ich bin, wie wohl die meisten Kinder von Familienunternehmern, mit der Firma großgeworden. Das allein reicht aber nicht, um Geschäftsführer zu werden. Damit eine Nachfolge rund läuft, müssen die älteren Generationen den Jungen zuhören, ihnen vertrauen und sollten nicht zu lange zögern, sie einzubinden. Tradition und Innovation müssen kein Widerspruch sein.

Ihre Familie konnte also loslassen?

Ja, wir haben hitschler entstaubt und in die heutige Zeit transportiert. Als ich als Geschäftsführer eingestiegen bin, hatten wir zum Beispiel nur 40 Mitarbeiter in der Verwaltung, heute sind es rund 100. Mittlerweile liefern wir international, verkaufen von Japan über Südkorea bis Österreich. Vor einigen Jahren schien das noch undenkbar. 

Wir wollen Werte schaffen. Für unsere Kunden, Mitarbeitenden und die nächste Generation.
Philip Hitschler-Becker, CEO von hitschies

Was ist Ihre Strategie für die kommenden Jahre?

Selbstverständlich wollen wir unseren Umsatz und Marktanteil weiter ausbauen, auch wenn wir uns in einem kompetitiven Marktumfeld befinden. Aber das ist nicht alles. Wir wollen Werte schaffen. Für unsere Kunden, Mitarbeitenden und die nächste Generation. Wir haben das Unternehmen aus einer Krisensituation wieder aufgebaut, stabilisiert und grundlegend neu positioniert. Jetzt gilt es, das Fundament zu stärken, gleichzeitig aber auch, mutig weiterzuwachsen.

Mittlerweile denken bei hitschies viele Leute nicht mehr nur an Fruchtgummi, Kaubonbons und Brause, sondern auch an Sie. Warum haben Sie sich entschieden, so stark ins Rampenlicht zu gehen?

Das ist Teil unserer digitalen Kommunikation und Social-Media-Strategie. Und für die bin ich eben der Markenbotschafter. Ich bin das Werbegesicht auf Instagram und Co. und versuche, die Marke hitschies noch bekannter zu machen. Und das funktioniert auch sehr gut – online und offline. Das heißt allerdings auch, dass ich immer öfter in meiner Freizeit erkannt werde. Das muss man wollen und verkörpern. 

Hat sich der Schritt in die Öffentlichkeit trotzdem gelohnt?

Ja, die Vorteile überwiegen eindeutig. Unsere digitale Strategie, offene Art und direkte Ansprache auf Social Media wirkt – auch über den Verkauf hinaus. So finden zum Beispiel ganz viele tolle Friends zu uns, bewerben sich und werden Teil unseres Teams. Eine große und positive Markenbekanntheit zahlt sich also auch bei der Anwerbung von Experten aus, um die jedes Familienunternehmen ringt. Um noch besser in der Online-Präsenz zu werden, bauen wir gerade auch meine Schwester als Markenbotschafterin auf LinkedIn auf. Wir wollen klipp und klar zeigen: Wir sind das süße, digitale Familienunternehmen. 

Zur Person:

Philip Hitschler-Becker (37) ist seit 2017 Geschäftsführer des gleichnamigen Unternehmens hitschler. Die Marke nennt sich seit 2021 hitschies. Der Familienunternehmer in vierter Generation hat vor seinem Einstieg bei Danone und Iglo gearbeitet. Zudem tritt er als Speaker auf.

13,75 Meter 
Schnüre sind in einer Packung mit den Fruchtgummi-Schnüren.
Quelle: hitschler International 

55 Fußballfelder 
könnten die jährlich produzierten Süßwaren der Firma hitschler bedecken.
Quelle: hitschler International 

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