Ressourcen im Kreislauf halten
Im Gespräch mit Claudia Richter, Property & Facility Management Services Bethmann Bank
Das Interview ist zuerst im Nachhaltigkeitsbericht der Bethmann Bank erschienen. Den vollständigen Bericht können Sie sich auf der Webseite anschauen.
Frau Richter, Kreislaufwirtschaft ist einer der drei Schwerpunkte in der ABN AMRO Bank N.V. Strategie. Warum?
Unsere natürlichen Ressourcen gehen zur Neige. Deshalb müssen wir Abfall vermeiden und Rohstoffe im Kreislauf halten. Als Bank können wir diese Entwicklung fördern, indem wir mit Beratung und Krediten diejenigen Unternehmen unterstützen, die ihr Geschäft zirkulär gestalten wollen. Darüber hinaus müssen und wollen wir auch in unserem eigenen Geschäftsbetrieb immer mehr in Kreisläufen denken.
In welchen Bereichen schonen Sie Ressourcen durch die Kreislaufwirtschaft?
Neben der Abfalltrennung an allen Standorten nehmen wir insbesondere die Ausstattung unserer Büros in den Blick und prüfen, ob wir recycelte oder wiederverwendbare Materialien einsetzen können. Beim Bodenbelag haben wir beispielsweise eine Cradle-to-Cradle-zertifizierte Lösung gewählt – also einen Belag, dessen Bestandteile aus recycelten Materialien bestehen und die nach der Nutzung erneut eingesetzt werden können.
„Cradle to Cradle“ bedeutet ja „Von der Wiege zur Wiege“ – was genau steht hinter diesem Ansatz?
Der Chemiker und Verfahrenstechniker Prof. Dr. Michael Braungart entwickelte das Designprinzip „Cradle to Cradle“ Ende der 1990er-Jahre gemeinsam mit dem Architekten William McDonough. An die Stelle des linearen Prozesses von Produktion, Nutzung und Wegwerfen soll ein Kreislaufprozess treten. Alle Bestandteile eines Produkts sollen nach dessen Nutzung für die Herstellung neuer Produkte verwendet werden – und das immer und immer wieder. Inzwischen gibt es weltweit rund 16.000 Cradle-to-Cradle-zertifizierte Erzeugnisse, quer durch alle Branchen.
Ist die Bank der Zukunft nur noch mit Cradle-to-Cradle-Produkten ausgestattet?
In ferner Zukunft ist das sicherlich vorstellbar, aber bis dahin ist es noch ein langer Weg. Ich halte es allerdings auch nicht für erforderlich, die gesamte Ausstattung zu erneuern. Für mich ist der wichtigste Aspekt der Nachhaltigkeit, Dinge so lange zu verwenden, wie sie für den Verwendungszweck geeignet sind und in einem wirtschaftlich vertretbaren Rahmen instand gehalten werden können. Nach dem Ende der Lebensdauer sollte jedes Produkt wieder dem Kreislauf zugeführt werden können.
Was haben Sie bereits konkret umgesetzt?
Unsere Frankfurter Zentrale haben wir 2019 bezogen und dafür das Bestandsmobiliar mit neuem Zubehör ergänzt. Bei der Suche nach geeigneten Produkten haben wir viele interessante Dinge entdeckt, die aus der Kreislaufwirtschaft stammen. So haben wir z.B. für unsere Thinktanks und die Aufenthaltsbereiche Stühle eines innovativen Herstellers eingesetzt, deren Sitzschalen aus jeweils 154 PET-Flaschen hergestellt wurden. Auch bei der Auswahl von Bezugsstoffen für Bürostühle und andere Polster- möbel achten wir darauf, dass diese kreislauffähig sind und aus recycelten Garnen produziert werden. 2023 wollen wir überprüfen, ob wir aktiv am Papierkreislauf teilnehmen können. Unser Büromateriallieferant hat uns die Kreislaufkooperation zwischen einer Papiermühle, einem Aktenvernichtungsdienstleister und sich selbst als Logistikpartner vorgestellt. Man könnte das entsprechend zertifizierte Papier einkaufen, verwenden und den Papiermüll aus den Datentonnen über die Aktenvernichtungsfirma wieder in den Kreislauf einliefern. Das klingt auf den ersten Blick hochinteressant und gar nicht sehr komplex. Allerdings gibt es etliche Faktoren, die überprüft werden müssen, bevor unsere Beteiligung an diesem Kreislauf überhaupt möglich ist. Zunächst bin ich gar nicht sicher, ob die von uns verwendete Papiermenge ausreicht, dass wir für die am Kreislauf beteiligten Parteien ein interessanter Teilnehmer wären. Auch muss unsere IT-Abteilung prüfen, ob das in dem Kreislauf produzierte Papier mit unseren technischen Geräten und den Maschinen der externen Druckerei kompatibel ist. Und die Marketing- und Kommunikationsabteilung muss das Papier überprüfen und von der Optik und Haptik her freigeben und bestätigen, dass es gemäß CI verwendet werden darf. Wir haben mit diesem Projekt im ersten Quartal 2023 begonnen, und ich bin schon heute gespannt darauf, ob ich im nächsten Nachhaltigkeitsbericht eine erfolgreiche Umsetzung verkünden kann.
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