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Externe Experten für mehr Nachhaltigkeit

Text von Gerd Huebner
06.09.2023
Vermögen

Da Investoren immer stärker auf Nachhaltigkeit achten, müssen entsprechende Anlagestrategien glaubwürdig und transparent umgesetzt werden. Ein unabhängiger Nachhaltigkeitsbeirat kann dabei helfen.

Der Trend zu nachhaltiger Geldanlage ist ungebrochen. Laut dem Marktbericht 2023 des Forums Nachhaltige Geldanlage (FNG) kletterte das Volumen des nachhaltig angelegten Geldes auch im schwierigen Umfeld des vergangenen Jahres hierzulande um 15 Prozent auf 578 Milliarden Euro. Gleichzeitig aber, so eine Umfrage des FNG, sind 90 Prozent der Befragten der Auffassung, dass Greenwashing-Vorwürfe das Potenzial haben, dem Wachstum nachhaltiger Geldanlagen zu schaden. Für Banken und Fondsgesellschaften stellt sich damit die Frage, welche Wege es gibt, die Wahrscheinlichkeit solcher Vorwürfen zumindest zu reduzieren. Ein Weg, um für mehr Glaubwürdigkeit zu sorgen, kann ein Beirat aus externen unabhängigen Experten, die die Anlagen des Portfoliomanagements unter nachhaltigen Gesichtspunkten beleuchten, bieten.

Diesen Weg beschreitet zum Beispiel das nachhaltige Portfoliomanagement der Bethmann Bank schon seit Längerem. „Die erste Idee dazu kam im Jahr 2010 auf“, erzählt Monika Peukert Projektmanagerin im Team Client Portfolio Management & Development der Bethmann Bank. „Uns lag dieses Thema schon damals, als nachhaltige Geldanlage noch ganz am Anfang stand, sehr am Herzen und wir waren überzeugt davon, dass eine Bank viel für mehr Nachhaltigkeit tun kann und es von Vorteil ist, wenn man ein aus externen Personen bestehendes Gremium hat, das seine Ansichten zu diesem Thema beiträgt.“ Zwar dauerte es, bis dieses Projekt in die Tat umgesetzt werden und der Beirat seine Arbeit aufnehmen konnte, da zunächst innerhalb der Bank Überzeugungsarbeit geleistet werden musste. Doch im November 2011 war es so weit.

Erweitert wurde der Beirat zuletzt durch Frau Professor Dr. Daniela Jacob, eine Expertin für Klimaschutz, die eine der koordinierenden Leitautorinnen des Sonderberichts des UN-Weltklimarates IPCC war.

Beiratsmitglieder aus unterschiedlichen Bereichen

Zunächst bestand der Nachhaltigkeitsbeirat aus vier Mitgliedern, inzwischen ist er auf sechs angewachsen. Vorsitzender ist der Unternehmensberater Ulf Doerner, der zahlreiche internationale Umweltpreise erhalten hat und Mitglied des Club of Rome ist. Dazu kommt die Biologin und Umweltaktivistin Christine von Weizäcker, die wie Doerner ebenfalls seit Anfang mit dabei ist, sowie der evangelische Theologe Dr. Achim Knecht, Dr. Verena Schuler, eine Expertin für unternehmerische Nachhaltigkeit, und mit Sonja Schweizer eine weitere Vertreterin aus dem Unternehmensbereich, die neben dem Thema Nachhaltigkeit ihren Fokus auf die Förderung von Unternehmerinnen und Frauen in Führungspositionen legt.

Erweitert wurde der Beirat zuletzt durch Frau Professor Dr. Daniela Jacob, eine Expertin für Klimaschutz, die eine der koordinierenden Leitautorinnen des Sonderberichts des UN-Weltklimarates IPCC war.  „Damit wollen wir auch dem immer dringender werdenden Problem des Klimawandels mit dem Beirat gerecht werden“, erläutert Peukert. Die Aufgaben dieses Gremiums und was die Bank von den unabhängigen Experten erwartet, ist in einer Geschäftsordnung festgelegt. Dazu gehört insbesondere, dass sich der Beirat einmal im Quartal trifft. „Bei diesen Treffen, zu denen wir stets auch Bankkunden einladen, geht es schwerpunktmäßig darum, dass unser Portfoliomanagement dem Beirat neue Investmentideen für die Nachhaltigkeitsmandate der Bank präsentiert“, sagt Peukert.

Nicht immer einer Meinung

Zwar führen die Portfoliomanager selbst eine finanzielle Fundamentalanalyse sowie mit Hilfe der Daten von Sustainalytics eine Nachhaltigkeitsprüfung der einzelnen Titel durch. Der Beirat aber soll eben seine Sicht der Dinge darlegen, die unter Umständen von der Meinung der Fondsmanager abweichen kann. Das kann so aussehen: „Zum Beispiel hatte sich auf Basis der Analysen unseres Portfoliomanagements die Kreuzfahrtgesellschaft Royal Carribean als Best-in-class-Unternehmen für unsere nachhaltigen Mandate qualifiziert, doch unser Beirat sah das anders“, erinnert sich Peukert. „Die Mitglieder waren der Meinung, dass Kreuzfahrten per se nicht nachhaltig sind, da die Schiffe oftmals mit Schweröl fahren und häufig in Steueroasen angemeldet sind. Zwar müssen wir die Entscheidung treffen, dennoch nehmen wir die Empfehlungen des Beirates sehr ernst, und haben uns in diesem Fall entschlossen den Titel aus unseren nachhaltigen Fonds auszuschließen.“

Ein anderes Beispiel war die US-Firma Ecolab, ein Marktführer im Bereich Hygiene und Reinigung. „Hier wies uns der Beirat darauf hin, dass das Unternehmen auch die Fracking-Industrie beliefert“, so Peukert. „Deshalb haben wir den Titel zunächst verkauft, aber die Firma weiter beobachtet, und nachdem Ecolab diesen Bereich abgestoßen hatte, konnten wir wieder investieren.“ Aber es kommen auch Impulse aus dem Beirat. „Das kann interessante Firmen betreffen, aber auch Vorschläge, die in unseren Investmentprozess Eingang finden, oder frühe Warnhinweise bei einzelnen Unternehmen“, sagt die Nachhaltigkeitsexpertin.

Für uns zeigen diese Beispiele aber, wie wertvoll dieses unabhängige und externe Gremium ist, da es hilft, das Für und Wider sehr genau abzuwägen und zu einer nachvollziehbaren Entscheidung zu kommen.
Monika Peukert, Projektmanagerin Client Portfolio Management & Development

Besser nachvollziehbare Entscheidungen

Allerdings herrscht auch nicht immer Einigkeit. So ist es aktuell mit dem Bekleidungskonzern Inditex. Einerseits hat das Unternehmen eine recht gute Nachhaltigkeitsstrategie. Andererseits ist „fast fashion“, also dass Modetrends und neue Kollektionen in immer kürzeren Zeitabständen auf den Markt kommen, für den Beirat ein klarer Minuspunkt. „Wir sind deshalb derzeit dabei, eine Checkliste zu erstellen, um genauer zu definieren, wie wir in solchen umstrittenen Fällen am besten vorgehen“, sagt Peukert. „Für uns zeigen diese Beispiele aber, wie wertvoll dieses unabhängige und externe Gremium ist, da es hilft, das Für und Wider sehr genau abzuwägen und zu einer nachvollziehbaren Entscheidung zu kommen.“ Und vermutlich ist es ein guter Weg, um die Wahrscheinlichkeit von Greenwashing-Vorwürfen zu verringern.

 

Dieser Artikel ist im Original auf CapInside erschienen.

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