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Knappes Gut Wasser – und welche Folgen sich daraus für Anleger ergeben

Text von Gerd Huebner
26.03.2024
Vermögen

Eine weltweit ausreichende Versorgung mit Trinkwasser ist eine der zentralen Herausforderungen der Zukunft. Unternehmen mit Lösungsansätzen bieten Chancen auf attraktives Umsatzwachstum, da hohe Investitionen in diesem Bereich zu erwarten sind. Für Investoren gewinnt das Thema Wasser deshalb weiter an Bedeutung. 

Jedes Jahr am 22. März ist der Tag des Wassers. Er soll uns regelmäßig daran erinnern, wie essenziell diese Ressource für unser Leben ist. Doch ist Wasser nicht nur lebenswichtig, es ist auch knapp. Zwar ist die Erdoberfläche zu 71 Prozent mit Wasser bedeckt, doch nur 2,5 Prozent des vorhandenen Wassers ist Trinkwasser und nur ein Prozent ist nutzbar. Doch vor allem haben über zwei Milliarden Menschen laut den Vereinten Nationen keinen gesicherten Zugang zur Wasserversorgung. Kein Wunder, dass das Ziel Nummer 6 der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen dem Thema Wasser gewidmet ist. Demnach sollen alle Menschen Zugang zu einwandfreiem und bezahlbarem Trinkwasser sowie zu einer angemessenen und gerechten Sanitärversorgung erhalten.

Und auch wenn seit 1990 fast 2,3 Milliarden Menschen mehr Zugang zu sauberem Wasser bekommen haben, so steigt doch gleichzeitig der Bedarf. Derzeit leben bereits mehr als acht Milliarden Menschen auf der Erde, doch bis 2037 sollen es nach Berechnung der Vereinten Nationen neun Milliarden sein und bis zum Jahr 2057 sogar zehn Milliarden – und sie alle benötigen Wasser. Dazu kommt der Klimawandel, der für immer mehr Trockenheit und Dürren sorgt. Zudem bringt die unzureichende Versorgung mit Trinkwasser Risiken und Kosten mit sich. So hängen nach Schätzung von Water Europe rund 75 Prozent der Arbeitsplätze und 90 Prozent der Weltwirtschaft vom Wasser ab, während der jährliche wirtschaftliche Verlust aufgrund mangelnder Sanitäreinrichtungen weltweit nach Angaben der Weltbank bei rund 260 Milliarden US-Dollar liegt. 

Der jährliche wirtschaftliche Verlust aufgrund mangelnder Sanitäreinrichtungen weltweit liegt bei rund 260 Milliarden US-Dollar.
Nach Angaben der Weltbank

Massive Investitionen in Wasserinfrastruktur

„Die gute Nachricht aber ist, dass es durchaus Ansatzpunkte gibt, um etwas dagegen zu tun“, sagt Steffen Kunkel, Chef-Investmentstratege bei der Bethmann Bank. Und die sind auch aus Investorensicht interessant. „Das beginnt bei der Vermeidung von Leckagen, geht weiter mit einer effizienteren Wassernutzung bis hin zu Vermeidung von Wasserverschmutzung.“ Um die genannten Nachhaltigkeitsziele der UN zu erreichen sind nach Schätzung der OECD bis 2030 weltweit zusätzliche Investitionen in Höhe von etwa 1,7 Billionen Dollar pro Jahr erforderlich – das ist etwa das Dreifache des derzeitigen Investitionsniveaus. Doch beinhaltet diese Schätzung nur einen Teil der notwendigen Wasserprojekte. Der erwartete globale jährliche Finanzierungsbedarf für die Wasserinfrastruktur insgesamt soll im Jahr 2023 rund 6,7 Billionen USD erreichen, im Jahr 2050 soll er sogar auf 22,6 Billionen USD steigen. 

„Von dieser steigenden Nachfrage nach Infrastruktur und innovativen Wassertechnologien dürften jene Unternehmen profitieren, die entsprechende Lösungen bieten“, sagt der Experte. Ein Beispiel ist die Firma Xylem, ein großer US-amerikanischer Hersteller von Wassertechnologie und -ausrüstung, der innovative Lösungen bietet, um die Effizienz der Wassernutzung und -aufbereitung zu steigern. Ein anderes Beispiel ist Kurita Water Industries. Das japanische Unternehmen verfügt über Produkte, mit denen sich die Effizienz bei der Wassernutzung steigern und die Wasseraufbereitung verbessern lässt. American American Water Works wiederum bietet Wasser- und Abwasserdienstleistungen für rund 3,5 Millionen Kunden in 16 US-Bundesstaaten an. Das Unternehmen investiert in die Modernisierung der alternden Infrastruktur, in die Verbesserung der Widerstandsfähigkeit des Netzes gegenüber Klimaereignissen und in Technologien zur Verhinderung von chemischer Verschmutzung. 

Reduzierung des Wasserrisikos

„Neben solchen Unternehmen, deren Produkte und Dienstleistungen eine direkte Lösung für die Wasserproblematik bieten, lohnt es sich aber auch darauf zu achten, wie Unternehmen selbst mit dem Thema Wasser umgehen“, erläutert Kunkel weiter. So gibt es zahlreiche Konzerne, die aufgrund ihrer Tätigkeit ein Wasserrisiko aufweisen. Dazu zählen große IT-Konzerne wie Microsoft, bei denen es um die Kühlung von Rechenzentren geht, Hersteller von Halbleitern, deren Produktion sehr wasserintensiv ist, oder Kosmetikfirmen, deren Produkte viel Wasser als Rohstoff benötigen. „Um das damit verbundene Wasserrisiko zu reduzieren, sollten Anleger darauf achten, ob diese Unternehmen auf irgendeine Art und Weise mit dem Wasserrisiko umgehen und zum Beispiel in der Firma selbst ein strenges Wassermanagementprogramm implementiert haben“, sagt der Investmentstratege. 

Tatsächlich ist es so, dass Unternehmen, die nicht auf ihr Wassermanagement achten, künftig nicht unerheblichen Risiken ausgesetzt sind.
Steffen Kunkel, Chief Investment Strategist bei der Bethmann Bank

Auch dafür gibt es Beispiele. Die Chemiefirma DSM-Firmenich, die Frischwasser für ihre Produktion benötigt, hat ein Risikomanagementsystem für alle seine Standorte entwickelt, an denen Wassermangel ein Problem darstellt oder der Wasserverbrauch hoch ist. Und das Unternehmen will bis 2030 seine Wassereffizienz um zehn Prozent verbessern – das entspricht 10.000 Haushalten pro Jahr. Zusätzlich analysiert DSM-Firmenich den Wasserverbrauch in seiner Wertschöpfungskette und fördert die Wassereffizienz bei seinen Partnern. „Tatsächlich ist es so, dass Unternehmen, die nicht auf ihr Wassermanagement achten, künftig nicht unerheblichen Risiken ausgesetzt sind“, folgert Kunkel. Neben den Chancen, die Lösungsanbieter bieten, sollte Wasser deshalb auch ein wichtiger Bestandteil in jedem auf Nachhaltigkeit und die ESG-Kriterien ausgerichteten ESG-Investmentprozess sein. 

 

Dieser Artikel ist im Original auf CapInside erschienen.

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