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Investieren mit Wirkung – und wie es wirklich funktioniert

Text von Gerd Huebner
27.06.2023
Vermögen

Artikel-9-Produkte werden auch als Impact-Fonds bezeichnet. Doch wurden zuletzt viele dieser Fonds in die Kategorie der Artikel-8-Produkte verschoben. Für Investoren, die mit positiver Wirkung investieren wollen, stellt sich damit die Frage, was Impact Investing tatsächlich ausmacht und woran man es erkennen kann.

Die Idee, mit einem Investment nicht nur eine finanzielle Rendite, sondern auch einen messbaren Beitrag zu einer besseren Welt zu leisten, findet bei immer mehr Investoren Anklang. Umso größer dürfte die Enttäuschung mancher Anleger sein, die in einen Artikel-9-Fonds, auch Impact-Fonds genannt, investiert hatten, der dann aber wieder in den Bereich der nachhaltigen Artikel-8-Produkte zurückgestuft worden war. Laut dem Fondsanalysehaus Morningstar war das zuletzt keine Seltenheit. So wurden allein im vierten Quartal 2022 Fonds mit einem Volumen von insgesamt 175 Milliarden Euro von der dunkelgrünen Kategorie in den Artikel-8-Bereich verschoben.

„Ein Grund ist, dass es bis zur Veröffentlichung der Taxonomie-Verordnung keine exakte Definition des Gesetzgebers gab, was ein Impact-Fonds wirklich ist“, sagt Martin Heß, Client Portfolio Manager bei der Bethmann Bank. „Und das birgt die Gefahr, dass einem Anbieter Greenwashing vorgeworfen werden kann.“ Für Produktanbieter komme es deshalb maßgeblich darauf an, Impact Investing eindeutig zu definieren und gegenüber anderen Anlagestrategien klar abzugrenzen. Zum Beispiel gegenüber nachhaltigen Investments, die mit dem Renditeziel und der Einhaltung der ESG-Kriterien zwei Dimensionen haben, während bei Impact Investments mit der sozialen oder ökologischen Wirkung noch eine dritte Dimension hinzukommt.

Entwicklungsziele der Vereinten Nationen als Dreh- und Angelpunkt

Ein Impact Investment muss also nicht nur die ESG-Kriterien erfüllen, sondern auch nachweislich eine messbare positive Wirkung auf ein Umwelt- oder Gesellschaftsziel haben, ohne einem anderen Ziel zu schaden. Und damit die Chance auf eine finanzielle Rendite besteht, auch einer gründlichen Finanzanalyse standhalten. Bei einem so ausgerichteten Investmentprozess bleiben nicht viele investierbare Firmen übrig. Zudem fallen bei der Bethmann Bank schon zu Beginn alle Unternehmen heraus, die kontroverse Geschäftspraktiken verfolgen oder in kontroversen Bereichen tätig sind. „Zudem stellen wir auch im Impact-Bereich mit Hilfe von Daten des Researchanbieters Sustainalytics sicher, dass potenzielle Zielfirmen ESG-Risiken ausreichend managen“, so Heß. „Tun sie es nicht, sind sie ebenfalls für unsere Impact-Strategie nicht investierbar.“

Erst jetzt erfolgt im Rahmen des Bottom-up-Prozesses die Untersuchung der Wirkung. „Für uns sind hier die 17 Entwicklungsziele der Vereinten Nationen der Dreh- und Angelpunkt“, sagt Heß. „Das heißt, die Dienstleistungen oder Produkte eines Unternehmens müssen eine positive substanzielle Wirkung auf eines oder mehrere dieser Ziele haben.“ Um das herauszufinden, greifen die Experten der Bethmann Bank auf Daten des Researchhauses ISS zurück und ergänzen diese durch eigenes Research und einen proprietären Ansatz. Im Pharmabereich zum Beispiel achten die Experten auch auf den Access to Medicine Index. Dieser klassifiziert die Pharmaunternehmen danach, ob sie bezahlbare Arznei in weniger wohlhabenden Ländern anbieten, und ob sie Forschung an Medikamenten betreiben, die eher in Entwicklungs- oder Schwellenländern benötigt werden und eben nicht nur an Blockbuster-Produkten für die Industriestaaten.

Komplexe Wirkungsmessung

Insgesamt aber ist die Messbarkeit der Wirkung kein einfaches Unterfangen und kann bei jedem Investment anders sein. „Bei einem Lebensmitteleinzelhändler schauen wir uns beispielweise an, wie die einzelnen verkauften Produkte auf das UN-Entwicklungsziel 3, also Gesundheit und Wohlergehen, wirken“, erklärt Heß. Daraus lässt sich ein Gesamtscore errechnen und wenn dieser positiv ist, kommt das Unternehmen für ein Impact Investment in Betracht. Außerdem muss sichergestellt werden, dass die positive Wirkung auf ein Entwicklungsziel nicht mit einem negativen Impact an anderer Stelle erkauft wird.

Stringent umgesetzt, ist das Impact-Universum vergleichsweise klein

Doch selbst wenn sich eine Aktie auf Basis dieser umfassenden Recherche als Impact-Anlage qualifiziert, heißt das noch nicht, das auch investiert wird. Zusätzlich erfolgt dann, wie bei allen anderen Ansätzen, eine finanzielle Analyse zur Beurteilung der Renditechancen. „Wenn man diesen Prozess streng umsetzt, bleiben nicht mehr als etwa 300 investierbare Titel übrig“, sagt Heß. Daraus gilt es dann ein gut diversifiziertes Portfolio zu bauen. „Das bedeutet, dass die einzelnen Unternehmen, in die wir investieren, auch unterschiedliche Ziele unterstützen.“ Und schließlich geht es um die Engagement-Politik, also einen konstruktiv-kritischen Dialog mit jedem investierten Unternehmen zu Nachhaltigkeitsthemen.

Impact Investing ist somit eine umfassende verantwortungsvolle Art des Investierens. Es richtig umzusetzen, erfordert eine sehr kritische und strenge Titelauswahl, die sich aber unter dem Strich auszahlen kann. „In den ersten zwei Jahren haben die Unternehmen, die bei diesem Auswahlprozess gut abschneiden, sich gerade in kritischen Marktphasen auch vergleichsweise stabil entwickelt“, so das Fazit von Martin Heß.

 

Dieser Beitrag ist im Original auf CapInside erschienen.

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