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Der Weg zu nachhaltiger Transformation

Text von Friedrich Frei
22.11.2023
Vermögen

Im Gespräch mit Solange Rouschop, Chief Sustainability Officer der ABN AMRO Bank N.V.

Das Interview ist zuerst im Nachhaltigkeitsbericht der Bethmann Bank erschienen. Den vollständigen Bericht können Sie sich auf der Webseite anschauen.

Nachhaltigkeit bildet den Kern der Unternehmensstrategie der ABN AMRO Bank N.V. Wo liegen die wichtigsten Hebel der Bank, um eine nachhaltige Entwicklung voranzutreiben? 

Als Bank maximieren wir unsere Wirkung, indem wir unseren Kunden nachhaltige Finanzprodukte anbieten – von diversen Anlagemöglichkeiten bis hin zu Kreditlösungen – und sie aktiv bei ihrem Übergang zur Nachhaltigkeit unterstützen. Unser Fokus liegt insbesondere auf Klima, Kreislaufwirtschaft und sozialen Auswirkungen. Wir erreichen unsere Wirkung durch kompetente Beratung und die Umsetzung nachhaltiger Ansätze auf allen Ebenen unserer Bankaktivitäten. Und natürlich gestalten wir auch unsere eigene Geschäftstätigkeit so, dass wir im Einklang mit Mensch und Umwelt handeln. 

Die ABN AMRO Bank N.V. hat 2022 einen neuen Klimaplan entwickelt. Was sind die wichtigsten Ziele dieses Plans und wie wollen Sie sie erreichen? 

Unser Klimaplan ist ein Aktionsplan zur Beschleunigung der  Dekarbonisierung. Darin haben wir dargelegt, wie wir unsere Portfolios mit der Begrenzung der globalen Erwärmung auf ein 1,5-Grad-Szenario in Einklang bringen und den Übergang unserer Kunden zu einer Netto-null-Wirtschaft bis 2050 unterstützen werden. Konkret haben wir uns Ziele für fünf energieintensive Sektoren gesetzt: Öl und Gas, Stromerzeugung, Schifffahrt,  Gewerbeimmobilien und Hypotheken, die größte Anlageklasse unserer Bank. So sollen beispielsweise die Hypotheken- und Gewerbeimmobilienportfolios ihre CO2-Intensität bis 2030 um 34 Prozent bzw. 46 Prozent im Vergleich zu 2021 verringern. Wir wollen auch sicherstellen, dass die CO2-Intensität der für unsere Kunden verwalteten Vermögenswerte bis 2030 um 50 Prozent gegenüber dem Marktdurchschnitt reduziert wird. Gleichzeitig reduzieren wir natürlich auch unseren eigenen Fußabdruck und investieren in Schwerpunktbereiche wie die Energiewende. Darüber hinaus streben wir an, in unserem eigenen Betrieb bis 2030 Netto-nullEmissionen zu erreichen.

Die nachhaltige Transformation muss in Verbindung mit dem Kerngeschäft der Bank erfolgen.
© ABN AMRO Bank N. V.
Solange Rouschop, Chief Sustainability Officer ABN AMRO Bank N. V.

Während der Klimawandel im Blickpunkt der Öffentlichkeit steht, wird dem Verlust der biologischen Vielfalt weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Was können Sie als Bank tun, um dem Verlust der biologischen Vielfalt entgegenzuwirken? 

Auch hier können wir als Bank am meisten durch Finanzierungen bewirken, vor allem für Kunden aus dem Agrarsektor oder aus der Zulieferindustrie für die Landwirtschaft. Denn die Art und Weise, wie Landwirtschaft betrieben wird, hat einen wesentlichen Einfluss auf die Biodiversität. Außerdem erzielen wir eine Wirkung über die Anlageportfolios unserer Kunden. Aber wir fragen uns natürlich auch: Wo wirkt sich unsere Geschäftstätigkeit negativ auf die Biodiversität aus und wie können wir Abhilfe schaffen? Es ist wichtig, dass wir ganzheitlich denken und die Umwelt immer im Blick  haben, auch wenn es um die Wechselwirkungen mit dem Klimaschutz geht. 

Auch die Förderung der Kreislaufwirtschaft ist ein wichtiges Ziel für die ABN AMRO Bank N.V. Wie unterstützen Sie die Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft? 

Wir engagieren uns auf vielfältige Weise, um die Kreislaufwirtschaft zu fördern. Ein wichtiges Angebot ist unser Product-as-a-Service-Desk. Durch Beratung und Finanzierung unterstützen wir Unternehmen dabei, Produkte als Dienstleistung anzubieten, etwa Küchengeräte oder Elektrofahrräder. Ein prominentes Beispiel ist die Umstellung vom Verkauf von Glühbirnen auf das Angebot von Beleuchtung als Dienstleistung. Die Kunden kaufen nicht mehr die Glühbirnen, sondern zahlen für das Licht, das sie nutzen. Entsprechend hat der Anbieter ein großes Interesse daran, sein „Produkt-als-Dienstleistung“ so zu konzipieren, dass es möglichst lange hält. Außerdem behält er die Kontrolle über seine Produkte, was die Rückführung in den Kreislauf erleichtert. Diese Umstellung der Geschäftsmodelle ist komplex und erfordert neue Finanzierungsmodelle von uns. Darüber hinaus fördern wir den Übergang zu Kreislaufmodellen auch durch unsere eigene Beschaffung und in einigen Fällen auch durch die Anforderungen an die von uns genutzten Gebäude. 

Vor Ihrem Hauptsitz in Amsterdam haben Sie das  Gebäude „Circl“ errichten lassen. Was ist das  Besondere daran? 

In einer Kreislaufwirtschaft ist Abfall ein wichtiger Rohstoff,  um den Raubbau an unserem Planeten zu verlangsamen und die CO2-Emissionen zu verringern. Mit dem „Circl“ haben wir ein Gebäude realisiert, das fast gänzlich aus Materialien besteht, die bereits ein früheres Leben hatten oder ein nächstes Leben haben können. So besteht der Parkettboden aus Holzresten eines alten Klosters und der Bar eines Fußballvereins, die Bodenfliesen in den Toiletten sind aus recyceltem Beton, und die Isolierung der Wände und Decken wurde aus 16.000 alten Jeans hergestellt. In diesem Sommer wird das Gebäude jedoch den Besitzer wechseln. Im Zuge dessen wird es in einzelne Module zerlegt. Diese bleiben im Kreislauf und sollen künftig an anderer Stelle wieder zum Einsatz kommen.

Nicht zuletzt hat auch der soziale Aspekt der  Nachhaltigkeit bei der ABN AMRO Bank N.V. einen hohen Stellenwert. Wie tragen Sie zur sozialen  Entwicklung bei? 

Unser Handeln hat immer auch Auswirkungen auf die Menschen und damit auf zahlreiche soziale Fragen, insbesondere die Menschenrechte. Wir setzen uns für den Schutz der Menschenrechte ein, angefangen bei unseren Mitarbeitern und Kunden bis hin zu den Menschen, die in den Lieferketten unserer Kunden und unserer eigenen Lieferanten arbeiten. Wir haben dies in der  ABN AMRO Bank N. V. Menschenrechtserklärung verankert und bemühen uns, diese Verpflichtung bei all unseren Aktivitäten, unseren Investitionen, unserer gesamten Organisation und in jeder unserer Beziehungen zu erfüllen. Ein Beispiel aus dem Jahr 2022: Für ESG-Investitionen bestimmter Nachhaltigkeitsprofile wurde ein Ausschluss für Staatsanleihen von Ländern eingeführt, die eine schlechte Menschenrechtsbilanz aufweisen.

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