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„Der Beirat nimmt echten Einfluss auf das Wirken der Bank“

Text von Sarah Sommer
07.12.2023
Vermögen

Der Nachhaltigkeitsbeirat der Bethmann Bank trifft sich im Dezember 2023 zum 50. Mal: Wie das unabhängige Gremium seit inzwischen zwölf Jahren auf das Handeln der Bethmann Bank und der Investment-Teams wirkt und welche Themen es dabei setzt, berichten die langjährigen Beiratsmitglieder Ulf Doerner und Christine von Weizsäcker im Interview.

Frau von Weizsäcker, Herr Doerner, Sie sind beide Gründungsmitglieder des Nachhaltigkeitsbeirats der Bethmann Bank. Als der Beirat vor gut zwölf Jahren gegründet wurde, gab es noch kaum eine Bank, die ein vergleichbares Gremium eingerichtet hatte. Was hat Sie motiviert, sich hier zu engagieren?

Ulf Doerner: Der Impuls zur Gründung des Beirates kam direkt aus der Vermögensverwaltung. Dort hatte man erkannt, dass ein unabhängiger Beirat eine große Hilfe sein könnte, um Richtlinien für nachhaltiges Investieren zu entwickeln – und um diese vor allem auch langfristig erfolgreich und konsequent umzusetzen. Es war von Anfang an klar: Der Beirat sollte nicht nur ein kurzfristiges Projekt sein, sondern langfristig wirken.

Christine von Weizsäcker: Für mich war entscheidend, dass von Anfang an klar war: Dieser Beirat ist nicht nur Dekoration. Er kann und soll direkten Einfluss auf die Arbeit der Investment-Teams der Bank nehmen – und kann zum Beispiel auch entscheiden, ganze Anlageklassen auszuschließen. Das war damals nicht selbstverständlich: Viele Banken und Analysten haben es sich damals noch einfach gemacht und nur auf einen „Best in Class“-Ansatz gesetzt.

Bei einem Best-in-Class-Ansatz investiert man in die jeweils nachhaltigsten Unternehmen einer Branche oder Anlagesparte. Warum reicht das nicht aus?

von Weizsäcker: Das ist nicht gut genug, wenn wir die gewaltige Umstrukturierung von Wirtschaft und Gesellschaft schaffen wollen, die als Aufgabe vor uns liegt. Wir können uns nicht blind auf die Ratings von ESG-Analysten verlassen, die dann zum Beispiel das grünste Rüstungsunternehmen wählen oder das Unternehmen mit dem Froschteich vor dem Firmengelände, das für seine Produkte aber den Amazonas-Regenwald abholzt.

Doerner: Heute gibt es viel mehr ESG-Analysehäuser als in der Gründungszeit des Beirats. Aus unserer Arbeit wissen wir aber: Es reicht auch heute nicht aus, nur auf die Nachhaltigkeits-Ratings zu schauen. Daher setzen wir im Nachhaltigkeitsbeirat auf ein mehrstufiges Verfahren: Der Best-in-Class-Ansatz ist nur ein Indikator. Die Expertinnen und Experten im Nachhaltigkeitsrat schauen dann noch einmal viel genauer hin: Wie nachhaltig ist das Geschäft eines Unternehmens wirklich?

 

Auf einen Blick: Der Nachhaltigkeitsbeirat der Bethmann Bank

Der mit sechs herausragenden Persönlichkeiten besetzte, unabhängige Nachhaltigkeitsbeirat überwacht seit dem Jahr 2011 Auswahl und Kriterien unserer nachhaltigen Anlagen. Die Beiratsmitglieder beraten uns bei der Gewichtung der Nachhaltigkeitskriterien und geben uns immer wieder neue Impulse. So fließen sozial-ethisches und naturwissenschaftliches Know-how in die Diskussion ein.

Der Beirat wird kontinuierlich über alle Transaktionen unserer nachhaltigen Mandate informiert. Er unterstützt unsere Vermögensverwaltung, Kriterien für nachhaltige Investitionen an neuen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen auszurichten und wirkt dabei mit, Anlagen auf ihre Nachhaltigkeit hin zu überprüfen.

Update (Q1, 2024): Als das Interview geführt wurde, bestand der Nachhaltigkeitsbeirat aus sechs Personen. Heute hat das Gremium fünf Mitglieder.

Update (Q2, 2024): Die beiden Beiratsmitglieder Sonja Schweizer und Ulf Doerner im Video-Interview.

 

Welche konkreten Fälle haben den Nachhaltigkeitsbeirat in den vergangenen Jahren beschäftigt?

Doerner: Ein Beispiel war die Entscheidung, Kreuzfahrtschiff-Unternehmen als Investmentziele auszuschließen. Ein weiteres, nicht mehr in ein Greentech-Unternehmen zu investieren, nachdem wir Informationen darüber erhalten hatten, dass es an umweltschädlichen Praktiken in der Arktis beteiligt war.

von Weizsäcker: Letzteres ist ein gutes Beispiel dafür, dass das Expertenwissen und Netzwerk der Mitglieder des Beirats sehr wichtig sind. Der Beirat übernimmt damit auch die Rolle eines Risikomanagement- und Frühwarnsystems für die Bank.

Wie setzt sich das Gremium genau zusammen – welche Kompetenzen sind für Ihre Arbeit wichtig?

Doerner: Wir haben die Kompetenzen im Beirat systematisch ausgebaut: Bei der Gründung waren wir noch zu viert, heute sind im Nachhaltigkeitsbeirat sechs Expertinnen und Experten vertreten. Sie bringen Fachwissen und Kontakte zu den Themen Klimaschutz, Biodiversität, soziale und unternehmerische Nachhaltigkeit ein.

von Weizsäcker: Das Thema Nachhaltigkeit entwickelt sich immer weiter und es ist sehr komplex – das muss sich auch in der Besetzung des Beirats spiegeln. Man darf sich nicht nur einzelne Nachhaltigkeitsziele herauspicken, sondern muss immer das Gesamtbild im Auge behalten.

Wie läuft eine Sitzung des Beirats konkret ab?

von Weizsäcker: Wir treffen uns einmal im Quartal in verschiedenen Niederlassungen der Bethmann Bank. So kommen wir direkt vor Ort in den Austausch mit den Investment-Teams. Und vor allem auch mit den Kundinnen und Kunden, die zu unseren Treffen hinzustoßen können. Das ist für unsere Arbeit extrem wertvoll: So wissen wir, welche Fragen sie umtreiben, was sie über die Nachhaltigkeitsziele denken.

Doerner: Der Beirat soll nicht im Elfenbeinturm entscheiden, sondern nah dran sein an Bedürfnissen und Fragen der Investment-Teams. Die Warteliste der Kunden, die an den Treffen des Beirats teilnehmen wollen, ist lang. Daran sehen wir, wie wichtig auch ihnen das Thema Nachhaltigkeit ist.

Welche Sitzung aus den vergangenen Jahren ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?

von Weizsäcker: Ich erinnere mich besonders an eine Sitzung, bei der wir zu dem Schluss kamen: Über die Arbeitsbedingungen in Bergbau-Unternehmen ist so wenig bekannt, dass ohne Einzelfallprüfung nicht in diese Unternehmen investiert werden sollte. Kurz darauf kam es zu einem Skandal bei einem dieser Unternehmen, der Aktienkurs stürzte rasant ab. Die Entscheidung des Beirats hatte sich nicht nur als richtig erwiesen – sie hatte auch einen monetären Verlust vermieden.

Doerner: Wir haben zuletzt intensiv über Investments in ein Fast-Fashion-Unternehmen diskutiert. Wir haben entschieden, dass Investitionen in ein bestimmtes Unternehmen erst dann wieder möglich sein werden, wenn es nachweist, dass es ein nachhaltiges und wirklich wirksames Recycling-Konzept für die billig produzierten und schnell verschlissenen Kleidungsstücke entwickelt hat.

Was werden die Themen der Zukunft sein, mit denen sich der Beirat auseinandersetzen muss?

von Weizsäcker: Ich bin davon überzeugt, dass wir in den kommenden Monaten besonders intensiv über das Thema CO2-Zertifikate sprechen werden. So viele Zertifikats-Anbieter werden inzwischen in Zweifel gezogen, es gibt so viele Skandale: Da wird es zunehmend schwierig, noch seriöse und wirklich nachhaltige Zertifikatsanbieter zu finden. In diesem Bereich wird und muss sich sehr viel bewegen – daher wird das Thema auch uns im Beirat bewegen.

Doerner: Die Themen, die wir im Beirat besprechen, werden sich weiter dynamisch entwickeln. Das Gremium ist und bleibt daher eine sehr wichtige Plattform, um sich innerhalb der Bank, mit Expertinnen und Experten und mit Kundinnen und Kunden zu Nachhaltigkeitsfragen auszutauschen. Der Beirat wird weiter echten Einfluss auf das Wirken der Bank nehmen.

Weitere Informartionen zum Nachhaltigkeitsbeirat der Bethmann Bank finden Sie auf auf unserer Webseite.

Weitere Informationen zum Thema Nachhaltigkeit der Bethmann Bank finden Sie u.a. in unserem Nachhaltigkeitsbericht.

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