Energieeffiziente Elektroautos aus München
Konventionelle Elektroautos kommen mit der Reichweite schnell an ihre Grenzen. Dass das auch anders geht, beweisen Studierende aus München – ihr Wagen kommt sechs Mal so weit wie ein herkömmliches E-Auto.
Es gibt viele skurrile Weltrekorde: Der schwerste Ball aus Hundehaar (91 Kilogramm), die meisten Käsesorten auf einer Pizza (111) oder die größte Ziegen-Yoga-Klasse (501 Teilnehmende und 115 Ziegen). Zwar ist der Weltrekord der Studierendengruppe TUfast Eco der Technischen Universität München nicht ganz so nischig, doch ihr Weg ins Guinnessbuch der Rekorde hat es in sich: Mit ihrem selbst entwickelten Elektrofahrzeug muc022 ist das Team rund 2.600 Kilometer gefahren. Man stelle sich vor: von Hamburg bis Lissabon mit nur einer einzigen Batterieladung! Ihr Geheimnis für die enorme Reichweite: maximale Effizienz.
Klein, leicht und langsam – aber mit langem Atem
Äußerlich gleicht der muc022 einer Mischung aus Seifenkiste und Tesla. Er besteht aus Karbonfasern, wiegt insgesamt nur 76 Kilogramm, ist 1,20 Meter schmal und einen Meter hoch – und damit aerodynamischer als ein konventionelles Auto. „Bei einer Geschwindigkeit von 26 Kilometern pro Stunde ist das Auto am effizientesten“, erklärt Tim Buttkus, der das Team von TUfast Eco zusammen mit Katharine Somerville leitet. Rund 80 Studierende aus ganz unterschiedlichen Fachrichtungen arbeiten zusammen in der Projektgruppe an den Autos – von Maschinenbauern über Elektrotechnikern bis hin zu BWLern und Informatikern. „Bei uns ist fast jede Fachrichtung der Universität vertreten“, sagt Teamleiterin Somerville. Viele von ihnen engagieren sich neben dem Studium für ein bis zwei Jahre in dem Projekt, also in etwa so lange, wie es dauert, ein Auto neu zu entwickeln und zu bauen. Gefragt ist neben technischem Know-how eine große Portion Zeit und Leidenschaft: Die meisten Teammitglieder arbeiten 15 bis 20 Stunden pro Woche am Fahrzeug, die Teamleitung mit Somerville und Buttkus ist nahezu vollzeitbeschäftigt.
Noch mehr Arbeitseinsatz erforderte die Rekordfahrt: Die 2.600 Kilometer hat der muc022 genau im Idealtempo von 26 Kilometern pro Stunde zurückgelegt. In einem Hangar des Münchener Flughafens, in dem jede Runde nur knapp 500 Meter lang war. „Mehrere Tage lang haben die Testfahrer ihre Runden gedreht und sich immer wieder abgewechselt“, sagt Somerville. Geschlafen haben die Studierenden auf Feldbetten neben der Strecke. Nach 99 Stunden war der Akku schließlich leer und das TUfast-Eco-Team um einen Weltrekord reicher.
Serienfahrzeuge schaffen nur ein Sechstel der Distanz
Fahrer eines elektrischen Serienmodells können von einer solchen Reichweite nur träumen. Im Jahr 2024 kamen E-Autos mit einer Stromladung durchschnittlich 425 Kilometer weit. Eine enorme Steigerung zu den mageren 151 Kilometern noch zehn Jahre zuvor – doch vielen Autofahrern reicht das nicht.
Buttkus, Somerville und der Rest des TUfast-Eco-Teams zeigen, dass es auch anders gehen könnte. Regelmäßig entwickeln sie neue Fahrzeuge und tüfteln daran, deren Verbrauch noch weiter zu senken. Der Weltrekord von 2023 war nicht der erste der Münchener Gruppe: Bereits 2016 schafften es die Studierenden ins Guinnessbuch der Rekorde, als sie die Effizienzbestmarke mit ihrem Rennwagen eLi14 knackten. Zwar sind Autos wie eLi14 und muc022 nicht mit Serienfahrzeugen vergleichbar und eine Zulassung für den Straßenverkehr haben sie meist auch nicht. Doch das ist auch nicht das Ziel:
„Wir wollen vielmehr an die Grenzen dessen gehen, was physikalisch möglich ist“, sagt Buttkus.
Ihnen kommt es vor allem auf Effizienz an. Über die Jahre hinweg sind die Autos von TUfast Eco leichter geworden, das Team hat außerdem die Karosserie immer wieder angepasst und etwa die Radkästen vorne verkleidet, damit der Luftwiderstand möglichst gering ist. „Ein VW-Passat hat den gleichen aerodynamischen Widerstand wie sieben unserer Fahrzeuge nebeneinandergestellt“, sagt Buttkus. Dementsprechend sparsam sind die Wagen – muc022 hat bei seinem Weltrekord beispielsweise nur 0,6 Kilowattstunden auf 100 Kilometern verbraucht. Zum Vergleich: Sparsame E-Autos benötigen circa 15 Kilowattstunden, manche Stromfresser sogar fast 30 Kilowattstunden. „Je komfortabler wir fahren, desto mehr Energie verbrauchen wir“, nennt Buttkus als Ursache. Jedes Extra geht nämlich schnell ins Gewicht. „Und das spiegelt sich eins zu eins im E-Auto wider.“ Beispielsweise wiege schon ein einzelner ergonomischer Autositz häufig 40 Kilogramm. Hinzu kommen Dinge wie Klimaanlage, Sitzheizung und andere technische Ausstattungen. Auf solchen Luxus verzichtet das Studierenden-Team bei seinen Wagen.
Sponsoren helfen bei Entwicklung
Damit TUfast Eco sich die Entwicklung der Fahrzeuge leisten kann, bekommen sie Unterstützung von Sponsoren, die Material zur Verfügung stellen oder den Studierenden etwa mit 3D-Drucken oder beim Fräsen aushelfen. Hauptsponsor ist schon seit mehreren Jahren der Autohersteller Audi. Im engen Austausch mit den Ingenieuren des Konzerns steht TUfast Eco allerdings nicht. „Es ist auch nicht realistisch, dass von den Entwicklungen etwas in Serienfahrzeuge einfließen wird“, sagt Markus Lienkamp, Professor für Fahrzeugtechnik an der TU München. Er, Buttkus und Somerville sehen den Mehrwert des Projekts vor allem darin, dass Studierende selbst Hand anlegen und später vielleicht ein wenig dieses Erfindergeistes mit in die Industrie nehmen können.
Mit dem Solarfahrzeug durch die Wüste
Ist ein Wagen fertig, nehmen die Studierenden an internationalen Wettbewerben teil. In der Vergangenheit war das meist der Shell Eco Marathon, ein Wettkampf, bei dem Uni-Teams aus der ganzen Welt mit ihren eigens entwickelten Fahrzeugen gegeneinander antreten und den Sieger in Sachen Energieeffizienz suchen. Auch mit dem muc022 sind die Münchener schon bei dem internationalen Wettbewerb angetreten.
Doch 2025 ist einiges anders: Statt wieder beim Shell Eco Marathon mitzufahren, will das Team für die Bridgestone World Solar Challenge im August mit einem Fahrzeug 3.000 Kilometer durchs australische Outback zurücklegen – einzig angetrieben durch Sonnenenergie. Dafür arbeiten die Studierenden am lux025, ein Auto, das größer ist als muc022 und für den Wettbewerb außerdem eine Straßenzulassung haben wird. Auf dem Dach bringt das Team ein sechs Quadratmeter großes Solarmodul an, das die nötige Energie für die Autobatterie liefert. Anhand von Wind- und Wetterdaten kann ein Computer genau berechnen, bei welchem Tempo der lux025 am energieeffizientesten fährt. Zusätzlich bringt das neue Modell einiges an Ausstattung mit, die muc022 und Co. noch nicht hatten: Es gibt Licht, eine Belüftungsanlage, eine Hupe, Sitzpolster, eine Rückfahr-Kamera, Stauraum für Gepäck und das Lenkrad ist sogar mit Leder verkleidet. Oder wie Buttkus sagt: „Fast schon Luxus.“
1888 fuhr
das erste E-Auto. Die Reichweite: 40 Kilometer.
Quelle: IAA Mobility
42 km/h
beträgt die Höchstgeschwindigkeit von muc022.
Quelle: TUfast Eco

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