Von 3-D-Druckern und Robotaxis
Wie die Welt in zwei oder drei Jahren aussehen wird, dafür haben die meisten von uns noch ein ziemlich gutes Gefühl. Auf die Zukunft jenseits der Fünf-Jahre-Grenze hat sich der Zukunftsforscher Sven Gábor Jánszky spezialisiert. Im Interview spricht er über die neue Nachhaltigkeit, über Veränderungen bei der Ernährung und über die Mobilität von übermorgen.
Herr Jánszky, wer klopft bei Ihnen an, um etwas über die Zukunft zu erfahren?
Mein Zukunftsforschungsinstitut erstellt Zukunftsbilder hauptsächlich für mittelständische Unternehmen. Aber auch für Verbände und Einzelpersonen. Wenn wir beraten, geht es meistens darum, einen Zehn-Jahres-Horizont zu erstellen. Daraus entwickeln wir für das Unternehmen dann eine Fünf-Jahres-Strategie.
Wann genau beginnt die Zukunft, die Sie erforschen?
Zukunft beginnt für uns ab dem Zeitraum, ab dem wir sie nicht mehr vorhersagen können, also ab den nächsten fünf bis zehn Jahren.
Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit und die nachhaltige Verwendung von Ressourcen in Zukunft?
Unter Nachhaltigkeit versteht jeder etwas anderes. Bei den Entscheidern, mit denen wir sprechen, gibt es grundsätzlich zwei Ansätze: Die einen beziehen sich bei ihrer Einschätzung auf einen endlichen Vorrat an natürlichen Ressourcen. Ihre Prognose lautet: Die planetarischen Ressourcen, von denen wir leben, sind begrenzt und deswegen müssen wir verzichten. Die anderen, die Trendtreiber aus dem Bereich Technologie, sind eher davon überzeugt, dass unsere Erde sowieso niemals ausreichen wird für die fast zehn Milliarden Menschen, die es bis 2050 geben wird. Anstatt auf Verzicht zu setzen, in dessen Folge es dann zu Verteilungskämpfen und zu Flüchtlingsströmen kommt, muss sich die Politik ihrer Meinung nach darauf konzentrieren, Ressourcen künstlich herzustellen und Innovationen voranzutreiben.
Welche Ressourcen können künstlich hergestellt werden? Und was bedeutet das konkret?
Es betrifft beispielsweise den Bereich Ernährung. Bis 2040 wird die Fleischproduktion um 50 Prozent steigen müssen, um alle Menschen zu ernähren. Ein Großteil davon, bis zu 70 Prozent, wird jedoch, so unsere Prognose, künstlich erzeugt werden. Die Technologie dafür ist vorhanden: der 3-D-Druck. Mit ihm wird sich in diesem Bereich auch die Definition von Nachhaltigkeit ändern. Heute assoziieren die meisten Menschen Nachhaltigkeit mit Kühen, die auf einem Biohof gehalten werden. Im Jahr 2040 wird genau das als nicht nachhaltig gelten.
Welche Prognosen haben Sie für den Bereich Medizin?
In den nächsten Jahrzehnten werden die Fortschritte im Bereich Gentechnologie dazu führen, dass die Lebenserwartung der Menschen stark ansteigt. Kinder, die heute geboren werden, werden eine Lebenserwartung von mehr als 120 Jahren haben. Dies wird durch verschiedene Gentechnologien ermöglicht: Das Verfahren der Genanalyse wird in einigen Jahren allgemein verfügbar und erschwinglich sein. Das zweite Verfahren ist die genetische Reparatur, bei der Erbgutabschnitte gezielt entfernt und ausgetauscht werden. Diese Technologie wird in 30 Jahren so günstig sein, dass die Krankenkasse das Verfahren bezahlt. Die dritte Technologie ist die der Ersatzteilorgane, bei der aus körpereigenen Zellen Ersatzorgane produziert werden.
Im Jahr 2050 werden Organe aus dem 3-D-Drucker also eine Selbstverständlichkeit sein?
Ja. Im Bereich Ersatzteil-Organe, dem 3-D-Bioprinting, rechnen wir sogar nur mit 15 Jahren bis zum Massenmarkt. Derzeit ist die Technologie noch sehr teuer und nicht ganz sicher.
Aber wer wird sich zum Beispiel ein künstlich produziertes Herz leisten können? Nur die reichen?
Nein, die Prognosen, die wir erstellen, sind immer für den „Massenmarkt“, gelten also für den Großteil der Bevölkerung.
Wie sieht die Zukunft beim Thema Mobilität aus? Wie bewegen wir uns in Zukunft fort?
Die Zukunft gehört den selbstfahrenden Elektroautos, bei denen kein Fahrer mehr am Steuer sitzt. Die ersten Robotaxis sind schon im Einsatz. Sie werden in Zukunft so günstig werden, dass die Menschen kein Auto mehr besitzen wollen. In den Städten, aber auch in den ländlichen Gebieten, werden wir es mit Flotten von Robotaxis zu tun haben, die emissionsarm und nahezu kostenlos herumfahren.
Wie wird das die Mobilität verändern?
Es wird einen Wandel in der Wahrnehmung geben: Heute gilt es als nachhaltig, Bus und Bahn zu nutzen. Im Jahr 2040 werden sich die Menschen fragen: Warum muss ich mich in diese überfüllten öffentlichen Verkehrsmittel quetschen, die mir keine Individualität bieten, nicht hygienisch sind und viel kosten?
Kommen wir zum Thema Klima. Es gibt Prognosen, dass wir das Zwei-Grad-Ziel nicht einhalten können. Welche Erkenntnisse haben Sie hierzu?
Nach Einschätzung der meisten Experten ist es in der Tat wahrscheinlich, dass sich das Klima um mehr als zwei Grad erwärmen wird. Dieser Entwicklung werden die Menschen sich aber anpassen, indem wir beispielsweise klimaverträgliche Pflanzen und Bäume anbauen und unsere Lebensweise umstellen. Dieser Anpassungsprozess wird so lange stattfinden, bis wir die Technologien entwickelt haben, die dazu beitragen werden, dass die Emissionen gesenkt werden können. In der Zwischenzeit wird es leider auch zu Extremwetter kommen, also zu Hitze-, Dürre- und Kälteperioden.
Das ist aber eine eher düstere Prognose.
Nein, ist es nicht. Was ich für düster halte, sind die Menschen, die sagen, dass wir das Zwei-Grad-Ziel erreichen müssen, indem wir anderen, ärmeren Ländern verbieten, technischen Fortschritt zu realisieren. Die ärmeren Länder werden nicht akzeptieren, dass sie nicht auch vom technischen Fortschritt profitieren dürfen. Sie werden nicht einsehen, dass sie unseren Lebensstandard nicht so schnell wie möglich erreichen dürfen. Das ist eine Frage der Gerechtigkeit. Die Antwort liegt darin, durch Innovation und technischen Fortschritt zu neuen Lösungen zu kommen.
Wie könnte die technische Lösung für das Klimaproblem aussehen?
Eine Lösung könnte in neuen, innovativen Methoden der Energiegewinnung liegen, beispielsweise im Wege der Kernfusion. Die Methode, bei der aus der Verschmelzung von Wasserstoffmolekülen Energie erzeugt werden kann, wird derzeit im internationalen Projekt International Thermonuclear Experimental Reactor, kurz ITER, erforscht. Die Fortschritte auf diesem Gebiet sind erheblich. Wenn erfolgreich, wäre dies eine klimafreundliche, nahezu unendlich verfügbare Energiequelle. Die Experten sagen, dass es noch 20 Jahre bis zu den ersten Prototypen dauern wird – es ist also eine Technologie für die nächste Generation.
9,8 Milliarden Menschen
werden 2050 auf der Erde leben.
Quelle: United Nations
120 Jahre
Lebenserwartung von Menschen, die heute geboren wurden
Quelle: Sven Gábor Jánszky
„Software is eating the world“ – Software verschlinge die Welt, so ein geflügeltes Wort der TechBranche. Alles werde nach und nach digital. Und tatsächlich sieht es überall danach aus, auch beim Thema Bezahlen. Doch ein Gegentrend lässt sich ausgerechnet bei der Fotografie erkennen.
Kleine Flugzeuge sind um ein Vielfaches klimaschädlicher als andere Verkehrsmittel. Während Umweltorganisationen daher ein Verbot fordern, setzen Politik und Luftfahrtverbände auf nachhaltige Technologien. Te:nor fasst den aktuellen Stand der Debatte zusammen.
Klimafreundlich, lebenswert, bezahlbar – im Südosten Hamburgs entsteht auf mehr als 100 Hektar ein neues Stadtviertel. Es ist das zweitgrößte Neubauprojekt der Hansestadt.
Das waren Zeiten: Schnell mal übers Wochenende für 9 Euro nach London oder Ibiza fliegen. Heute fragt jeder nach der CO2-Bilanz, Flugtickets sind fast unbezahlbar geworden. Und wir besinnen uns auf eine alte Tugend: Romantisches Reisen mit dem Nachtzug.