Fliegen wie die Fische
Der Seaglider des US-Unternehmens Regent surft klimaschonend und mit rasanten 300 Stundenkilometern von Küstenstadt zu Küstenstadt – auf einem innovativen Luftpolster. Damit könnte er klassische Fährfahrten und auch manche Kurzstreckenflüge ersetzen.
Ist es ein Boot? Ist es ein Flugzeug? Ist es ein Hubschrauber? Wenn der „Seaglider“ bei seinen Testflügen über das Wasser zischt, zieht er verwirrte Blicke auf sich: „Was ist das bloß für ein Gefährt?“, fragt sich wohl so mancher Beobachter, der den vom US-Unternehmen Regent entwickelten Prototypen bei seinen aktuellen Testflügen zu Gesicht bekommt. Antworten auf diese und andere Fragen finden Sie hier:
Ungewöhnliches Fahrzeug – oder doch ein Flugzeug?
Was das US-Unternehmen Regent da zurzeit vor der Küste von Rhode Island testet, soll schon bald eine innovative und klimafreundliche Art des Transports zwischen Küstenstädten ermöglichen. Auf den ersten Blick sieht der „Seaglider“-Prototyp mit seinen acht Elektropropellern allerdings eher aus wie eine Art überdimensionierte Drohne, an deren bogenförmig nach unten geknickten Tragflächen raketenähnliche Schwimmbojen befestigt wurden.
Das liegt auch daran, dass das aktuelle Modell, das seit dem Sommer 2022 bei regelmäßigen Testläufen übers Wasser flitzt, nur knapp vier Meter lang ist. Das ist weniger als ein Viertel der Größe, die der ausgewachsene Seaglider haben soll. Den will Regent bald in Serie produzieren: 18 Meter lang und mit einer Spannweite von knapp 20 Metern. Damit sollen im Jahr 2025 erstmals bis zu zwölf Passagiere im ICE-Tempo über das Wasser transportiert werden. Die Regent-Ziele sind hoch gesteckt: Schon 2030 sollen noch größere Seegleiter überall auf der Welt jeweils mehr als hundert Passagiere blitzschnell von Küstenstadt zu Küstenstadt fliegen.
Was kann der Seaglider?
300 Stundenkilometer schnell, 300 Kilometer Reichweite und 100 Prozent elektrisch: Der Seaglider ist ein Hochgeschwindigkeitsfahrzeug, das auf und über dem Wasser fährt. Techniker sprechen von einem sogenannten „Bodeneffektfahrzeug“, einem „Ekranoplane“ oder auch von einem „Wing-in-Ground“-Fahrzeug. Die an den Tragflächen befestigten Propeller erzeugen mit ihren kurzen Flügeln eine rotierende Luftwelle, die wie ein Kissen zwischen Boden und Fahrzeugbauch liegt. Dadurch verringert sich der Reibungswiderstand, sodass das Fahrzeug schneller ist und weniger Energie braucht als ein Boot derselben Größe.
Ganz neu ist die Technik nicht: In Russland hat das Militär solche Luftkissenfahrzeuge in der Vergangenheit bereits für den Transport schwerer Lasten genutzt. Neu ist aber, dass der Seaglider vollständig elektrisch angetrieben wird. Zudem hat sich die Technik so weiterentwickelt, dass die Gleiter auch in unruhigen Hafengewässern zurechtkommen.
Der Seaglider bewegt sich auf dem Meer in drei verschiedenen Einstellungen, die das Unternehmen „float, foil, fly“ nennt. Erstens: schwimmend auf dem Rumpf im Dock. Zweitens: schwimmend auf seinen Tragflächen mit bis zu 40 Knoten beim Ein- und Auslaufen aus dem Hafen. Und drittens: fliegend über den Wellen mit 160 Knoten auf dem Weg zu seinem Ziel.
Welche Vorteile hat der Seaglider?
Wenn der fertige Seaglider namens „Viceroy“ (deutsch: Vizekönig) die Leistung bringt, die das Unternehmen verspricht, wird er gut sechs Mal schneller sein als herkömmliche Fähren. Eine Fahrt von San Diego nach Los Angeles dauert dann nur noch 50 Minuten. Die Reise über den Ärmelkanal zwischen dem englischen Portsmouth und dem französischen Cherbourg ließe sich in rund 40 Minuten bewältigen. Der Seaglider „kombiniert die hohe Geschwindigkeit und den Komfort eines Flugzeugs mit den niedrigen Betriebskosten eines Elektrofahrzeugs“, erklärt das Unternehmen Siemens Digital Industries, das gemeinsam mit Regent an der Realisierung des Serien-Fahrzeugs arbeitet. Von Vorteil ist auch, dass die Gleiter nicht als Flugzeuge, sondern als Wasserfahrzeuge zugelassen werden. Das beschleunigt die Genehmigungsverfahren für die Nutzung in Häfen.
Regent verspricht sich dadurch unter dem Strich ein enorm großes Einsatzpotenzial, sagt Billy Thalheimer, Mitgründer und CEO des Unternehmens, gegenüber dem Magazin Aviation Today: „40 Prozent der Weltbevölkerung leben in Küstenregionen und brauchen dringend eine grundlegend neue Transportmethode, um Menschen und Güter effizient über die Küstenrouten zu transportieren“, erklärt er und ergänzt: „Wir sehen Seaglider als Ergänzung und nicht als Ersatz für die traditionellen Transportmittel auf See und in der Luft.“ Den Markt für Seegleiter beziffert Thalheimer mit elf Milliarden US-Dollar, ein Wachstum auf bis zu 25 Milliarden US-Dollar sei aber möglich, „wenn die Batterietechnologie weiter Fortschritte macht.“
Wo können Luftkissenfahrzeuge landen?
Der Seaglider startet und landet ähnlich wie ein Schiff in einem normalen Hafen. Er schippert zunächst ein Stück hinaus aufs Wasser, bevor er sich mithilfe seiner mit speziellen Folien an den Tragflächen, den Hydrofoils, auf das Luftkissen erhebt und losrast. Der Vorteil: Wenn der Seaglider im Bootmodus auf dem Bauch liegend in einen Hafen einläuft, verursacht er dort nicht mehr Lärm als ein normales Fährschiff. Im Flug soll der Seaglider 30 Dezibel leiser sein als ein Flugzeug oder Helikopter.
Wie nachhaltig sind Seegleiter?
Regent hat sich zum Ziel gesetzt, dass der Seaglider ein „Netto-Null-Fahrzeug“ sein soll und bewirbt ihn als „emissionsfreies Hochgeschwindigkeitsfahrzeug“. Genaue Daten zum CO2-Fußabdruck des Fahrzeugs fehlen aber noch. Da der vollelektrische Flieger ohne fossile Treibstoffe auskommt und auch insgesamt weniger Energie verbraucht als herkömmliche Fähren oder Wasserflugzeuge, dürften die Segelgleiter sich aber als klimafreundlichere Mobilitätslösung beweisen können.
Wo werden die ersten Seegleiter zum Einsatz kommen?
Das Unternehmen gibt an, dass es schon vor dem Produktionsstart Verträge für die Lieferung von mehr als 467 Seaglidern im Wert von insgesamt rund sieben Milliarden US-Dollar geschlossen hat. Diese sollen speziell zwischen großen Drehkreuzen wie Boston und New York, Los Angeles und San Francisco pendeln. Auch kürzere Strecken wie von New York City zu den Hamptons oder zwischen den Inseln von Hawaii sind angedacht. Ein großer Markt wäre auch die Inselwelt des Pazifiks.
Zu den ersten Kunden, mit denen Regent laut eigenen Aussagen bereits Verträge geschlossen hat, gehören Fährgesellschaften wie Ocean Flyer in Neuseeland, Split Express in Kroatien und Brittany Ferries in England und Frankreich, außerdem Regionalfluggesellschaften wie Mokulele Airlines in Hawai oder die Chartergesellschaft Fly the Whale auf den Bahamas. Auch die weltweit operierende Fährgesellschaft FRS mit Sitz in Deutschland hat bereits einen Vertrag zur Aufnahme von Regent-Gleitern in ihre Flotte unterschrieben.
44 Kilogramm
CO2 fallen bei einem Kurzstreckenflug von rund 150 Kilometer Länge pro Passagier bei durchschnittlicher Auslastung an – zum Beispiel von Bremerhaven (wenn Bremerhaven einen Flughafen hätte) nach Sylt.
Quelle: EcoPassenger; eigene Berechnung
53 Prozent
der Passagierflüge in Deutschland sind kürzer als 1.000 Kilometer und zählen damit zu den Kurzstrecken.
Quelle: Statista, 2021
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