Alles, was das grüne Gründerherz begehrt
Auch Start-ups mit einer nachhaltigen oder sozialen Geschäftsidee haben es in den ersten Jahren schwer. Beim Impact Hub Berlin können Gründer Räume mieten, sich für Förderprogramme bewerben oder Workshops besuchen – und so in kreativen Austausch mit anderen Innovatoren und Unternehmen treten.
Als das Berliner Unternehmen Jobs4Refugees im Sommer 2016 an den Start ging, hatten die Gründer viele offene Fragen: Welche formalen Vorgaben müssen wir beachten? Wo erhalten wir Kapital? Wie baut man ein Team auf? Und vor allem die Geschäftsidee mussten sie vorantreiben: Jobs4Refugees unterstützt Flüchtlinge mit Workshops und Bewerbungstrainings bei der Suche nach Arbeitsstellen oder Ausbildungsplätzen. Die heutige Mitgeschäftsführerin Franziska Hirschelmann ist schon einige Jahre im Unternehmen aktiv und erinnert sich: „Gerade zu Beginn wünschten wir uns mehr Austausch mit Menschen, die an ähnlichen Themen arbeiten und sich deshalb ähnliche Fragen stellen – und zwar am besten täglich“, sagt Hirschelmann.
So wie den Jobs4Refugees-Gründern geht es vielen Start-ups in der stressigen Anfangszeit, wenn viele komplexe und kleinteilige Fragen auf sie einprasseln. Nicht selten ist die Wucht der Herausforderungen so groß, dass Gründerinnen oder Gründer aufgeben. Nach Berechnungen des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn überleben nur knapp 37 Prozent die ersten fünf Jahre. Zu den größten Herausforderungen gehören laut dem KfW-Gründungsmonitor 2022 Bürokratie und mangelnde kaufmännische Kenntnisse – wohl denen, die dann auf fachkundigen Rat hoffen dürfen.
Dennoch wagen laut IfM jährlich rund 336.000 Deutsche den Sprung in die Selbstständigkeit – und immer häufiger spielt ökologische oder soziale Nachhaltigkeit für die Gründer eine wichtige Rolle. Dem „Deutschen Start-up Monitor 2022“ zufolge ordnen sich 46 Prozent der Gründer als grün ein – das sind 13 Prozentpunkte mehr als noch 2018.
Sozial, ökologisch und finanziell nachhaltig orientierte Entrepreneure, die mit nachhaltigen Lösungen für gesellschaftlichen und ökologischen Wandel sorgen wollen – genau für diese Zielgruppe eröffnete Leon Reiner gemeinsam mit Nele Kapretz und Anna Lässer im Jahr 2013 den Impact Hub Berlin. Reiner, der heute als Managing Director im Impact Hub Berlin aktiv ist, beschäftigt sich schon seit seinem Studium mit „Social Entrepreneurship“ und nachhaltigem Unternehmertum. Er kennt also die Herausforderungen. „Unternehmern, die nachhaltige Lösungen entwickeln, wird oft mit Spott begegnet – sie werden nicht ernst genommen“, fasst Reiner seine Beobachtungen zusammen.
Reiner, Kapretz und Lässer überlegten, was sie daran ändern könnten und entwickelten die Idee, Gründern ein Netzwerk und eine Struktur an die Hand zu geben – einen Ort des Austauschs und der kreativen Kollaboration. „Wir haben uns international umgesehen und sind dann auf das Netzwerk Impact Hub gestoßen“, sagt Reiner und ergänzt: „Damals gab es weltweit bereits 30 Impact Hubs, nur eben nicht in Berlin – das war unsere Chance“.
Seit nunmehr zehn Jahren finden Start-ups auch im Impact Hub Berlin Konferenzräume, Teambüros und eine Gastronomie. Regelmäßig veranstaltet Reiner Workshops zu wirtschaftlichen und rechtlichen Fragen und Events. Daneben erhalten ausgewählte Entrepreneure, die sich noch in der Vor-Gründungsphase befinden, Zugang zu innovativen Förderprogrammen. Das Angebot stößt auf großes Interesse: In den vergangenen zehn Monaten hat sich die Start-up-Community der Berliner mehr als verdoppelt – sie umfasst mittlerweile fast 500 Mitglieder.
Grund genug für Reiner und sein Team, sich zu vergrößern. Erst im Februar 2022 zog das Unternehmen in ein ehemaliges Brauereilager, das auf dem Gelände der früheren Brauerei Kindl in Berlin Neukölln steht. Getreu dem Motto, dass nachhaltige Entrepreneure besser in einer nachhaltigen Umgebung gedeihen können, wurde das CRCLR-Haus (CRCLR steht für „circular“) nach den Prinzipien der Circular Economy saniert und eingerichtet: Die Baustoffe sind entweder gebraucht oder – sofern erlaubt – wiederverwendbar. Alle neuen Materialien sind biologisch abbaubar und zumeist aus Holz. Die Büromöbel werden vom Hub angemietet und am Ende der Mietzeit nach Möglichkeit wiederverwendet. Die Vermeidung von Abfall und eine effiziente Energienutzung nehmen ebenfalls einen hohen Stellenwert ein. Managing Director Reiner ist stolz auf das neue 3.500 Quadratmeter große Gebäude: „Das ökologische Design hat Leuchtturmcharakter – weit über die Grenzen Berlins hinaus.“
Und nicht nur das. Vom bundesweiten guten Ruf des Impact Hub Berlin profitieren auch die grünen Start-ups. Mehrmals im Jahr können sich Entrepreneure für Förderprogramme aus vier verschiedenen Themenfeldern bewerben: Kreislaufwirtschaft, nachhaltige Lebensmittel, Diversität & Inklusion und grüne Technologien. Zu jedem dieser Themen gibt es ein Inkubationsprogramm, das der Hub gemeinsam mit Partnern aufsetzt. „Viele etablierte Unternehmen möchten ihr Nachhaltigkeitskommitment steigern. Das können sie nicht immer ganz allein realisieren – deswegen sind grüne Start-ups und der Austausch mit ihnen für sie so interessant“, sagt Reiner. Die Liste der Partnerunternehmen, die sich an den Förderprogrammen beteiligen, wächst stetig. Derzeit gehören unter anderem die Bethmann Bank, der Haushaltgeräte-Konzern Miele und die Unternehmensberatung Boston Consulting Group dazu. Im Rahmen des Förderprogramms arbeiten etablierte Unternehmen und Gründer an einem gemeinsamen Innovations- und Proof-of-Concept-Projekt. „Es gilt herauszufinden, wie das Angebot eines Start-ups zu dem des Partners passen könnte und wie sich beide ergänzen können“, sagt Reiner.
Längst ist der Impact Hub Berlin zu einem attraktiven Anziehungspunkt für Gründer geworden. Auch das junge Unternehmen Jobs4Refugees, das Flüchtlingen zu Jobs verhilft, hat sich dort eingemietet. „Die Zusammenarbeit mit dem Impact Hub und anderen Sozialunternehmern und Innovatoren gibt uns Mut und sorgt für mehr Vertrauen in die eigene Wirkung, in die eigenen Konzepte“, sagt Hirschelmann. Mit Erfolg! Die Jobvermittler befinden sich auf Wachstumskurs. „Wir sind in den vergangenen drei Jahren ordentlich gewachsen – von sieben auf mittlerweile 21 Festangestellte.“
Was die Zusammenarbeit des Impact Hub Berlin mit der Bethmann Bank auszeichnet erfahren Sie im Video auf YouTube.
30 Prozent
beträgt der Anteil der grünen Start-ups an allen Unternehmensgründungen in Deutschland.
Quelle: Borderstep Institut 2022
42 Prozent
der grünen Start-ups in Deutschland wünschen sich Venture Capital.
Quelle: Borderstep Institut 2022
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